
Der Künstler… XYZ hat mit „Untitled 47“ ein Werk geschaffen, das auf den ersten Blick irritiert und auf den zweiten verwirrt – ein Kunstwerk, das in seiner konzeptuellen Leere von einer nahezu verstörenden Brillanz ist. Der leere Rahmen, den … XYZ der Welt präsentiert, ist natürlich alles andere als leer, vielmehr ist er ein mit Bedeutung überbordendes Tableau des Nichts. Diese mutige Geste, die so manche unvorbereitete Seele als „unkreativ“ oder gar „unfertig“ bezeichnen könnte, verweist auf den tiefen, geradezu dionysischen Mut des Künstlers, sich der Konvention zu entziehen. Es ist eine offene Herausforderung: Was, so fragt XYZ, wäre Kunst, wenn wir nichts mehr als selbstverständlich annähmen? Was wäre, wenn der Rahmen das einzige bleibt, was zwischen uns und der Bedeutungslosigkeit steht? Das Fehlen von Farben in „Untitled 47“ ist keineswegs zufällig, sondern eine bewusste Verweigerung. In einer Zeit, in der das Sehen an Reizüberflutung leidet, in der Bilder schrill, bunt und bedeutungsschwer sein müssen, ist … XYZs Entscheidung, auf Farbe zu verzichten, eine radikale Kritik an der Überbewertung des Visuellen. Die Leere des Rahmens zwingt den Betrachter, seine eigene Farbsprache zu aktivieren, ja, sie zwingt ihn, sich der inneren Landschaften seiner Wahrnehmung zu bedienen, um überhaupt etwas zu sehen. Wenn also ein Betrachter in „Untitled 47“ nichts erkennt, so liegt dies wohl weniger am Werk selbst als vielmehr an der Begrenztheit der eigenen Vorstellungskraft. Wer in der Kunst etwas sehen will, muss auch bereit sein, sich mit dem Unsichtbaren auseinanderzusetzen. Es ist offensichtlich, dass … XYZ den Raum als integralen Bestandteil seines Schaffens begreift. Der leere Rahmen drängt sich nicht in den Raum, sondern lässt den Raum durch sich hindurch wirken. An diesem Punkt wird der Betrachter zwangsläufig mit der Frage konfrontiert: Wo beginnt eigentlich die Kunst? Ist der Rahmen noch Teil des Werks, oder ist es der Raum, der uns umgibt, der hier zur Kunst erklärt wird? Und wenn der Raum zur Kunst wird, was sagt das dann über die Wände unseres Alltags? Werden sie durch die bloße Betrachtung zum Kunstobjekt? XYZ lädt uns ein, diese Fragen nicht zu beantworten, sondern vielmehr mit ihnen zu leben – ein angenehmes Gefühl der Ungewissheit, das uns den Trost bietet, dass wir, wenn nichts mehr Kunst ist, alles zur Kunst erklären können. Es mag überraschend erscheinen, dass XYZ auf jede Art von Ikonografie verzichtet. Der leere Rahmen ist ein radikaler Schritt, der sich jeder symbolischen Deutung entzieht, und gerade darin liegt seine Kraft. Wir sind es gewohnt, Symbole zu entschlüsseln, tiefere Bedeutungen zu finden, die uns in die Geheimnisse der Kunst einweihen. XYZ verweigert uns diese Freude. Stattdessen überlässt er uns der grausamen Freiheit, alles oder nichts zu sehen.
3 Comments
Jörg Schlichtholz 6w ago
Ich habe dieses Lied in die Playlist
„Sprach-Fund-Stücke“ aufgenommen. Hoffe das ist OK.
SalsaG 6w ago
Natürlich, vielen Dank. Werde in die Liste mal reinhören!
Unfocused Graveyard Troll 7w ago
Klasse
Jörg Schlichtholz 8w ago
Ich war bis zum Ende auf jeden neuen Satz gespannt. Mit Freude angehört!