
Das Fürchten
[1. Strophe] Es war ein Knabe sonderbar, Der niemals Furcht im Herzen trag, Sein Vater sprach voll Unmut dar: "Was soll aus diesem Toren werden nur?" Des Knaben Herz war kalt wie Stein, Das Gruseln wollt' nicht bei ihm sein, Der Messner sprach: "Ich lehr' es dich!" Doch alle Müh' war fürchterlich. [Refrain] Oh, du Narr, der auszog ohne Furcht, Durch die Finsternis der Seelen wanderst du, Keiner lehrt dich, was das Fürchten ist, Bis die Liebe dir die Augen öffnet zu [2. Strophe] Am Kirchhof in der Mitternacht, Hat er beim Glockenturm gewacht, Der Küster als Gespenst verkleid't, Bracht' ihm nicht bei die Furchtsamkeit. Die Totenglocke schlug zwölfmal, Der Knabe lachte sonderbar, Sprach: "Ist das alles, was ihr könnt? Die Furcht bleibt weiter mir noch fremd!" [Refrain] Oh, du Narr, der auszog ohne Furcht, Durch die Finsternis der Seelen wanderst du, Keiner lehrt dich, was das Fürchten ist, Bis die Liebe dir die Augen öffnet zu [3. Strophe] Im Zauberschloss, da fand er Ruh', Wo andre flohen immerzu, Die Geister kamen, groß und klein, Er lud sie gar zum Kegeln ein. Zwei Katzen schwarz mit Feuerblick, Die brachten ihm kein Missgeschick, Mit Toten teilt' er froh sein Bett, Fand's morgendlich gar warm und nett. [Refrain] Oh, du Narr, der auszog ohne Furcht, Durch die Finsternis der Seelen wanderst du, Keiner lehrt dich, was das Fürchten ist, Bis die Liebe dir die Augen öffnet zu [4. Strophe] Des Königs Tochter, zart und fein, Ließ nachts die kalten Fischlein ein, In seinen Schlaf, so tief und schwer, Da zuckt' sein Herz, nun war's nicht leer. Die Gänsehaut, sie kroch empor, Das Zittern brach aus ihm hervor, "Ach, liebste Maid, nun weiß ich klar, Was Furcht und Angst schon immer war!" [5. Strophe] So lehrt uns dieses Märchen gut: Nicht Tod und Teufel, Geisterbrut, Nicht Kirchhofsspuk noch Hexerei, Macht uns're Herzen endlich frei. Die Liebe ist's, die uns erschreckt, Die tief in uns die Furcht erweckt, Denn wer sein Herz verschenken kann, Der weiß, was Furcht bedeuten kann. [Refrain] Oh, du Narr, der auszog ohne Furcht, Durch die Finsternis der Seelen wanderst du, Keiner lehrt dich, was das Fürchten ist, Bis die Liebe dir die Augen öffnet zu [Outro] Nun wandelt er nicht mehr allein, Mit Furcht und Lieb' im Herzenschrein, Das Märlein hier, es lehret fein: Das Leben braucht von beidem seinen Teil. Die Furcht, sie macht uns menschlich ganz, Die Liebe führt uns in den Tanz, Und wer das eine nie gekannt, Dem bleibt das andre unbekannt.
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